Packen wir die Wohnungsfrage an!

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Wohnen ist ein gesellschaftliches Grundbedürfnis. Das heißt, jeder Mensch braucht einen sicheren Ort, um zu leben. Nicht jede:r hat aber einfach so Zugang zu Wohnraum. Wer diesen Zugang hat und kontrolliert, ist eine gesellschaftliche Machtfrage. Die meisten Arbeiter:innen müssen sich eine Wohnung mieten, um ein Dach über dem Kopf zu besitzen, da sie kein Eigentum an Wohnraum haben. Durch die Miete müssen sie monatlich einen Teil ihres Arbeitslohns an Vermieter:innen abführen. Dieser Teil ist für viele so groß, dass nur noch wenig Geld für den weiteren Lebensunterhalt übrigbleibt.

Dabei schießen die Mieten in Deutschland seit Jahren weiter in die Höhe. Grund dafür sind die Unternehmer:innen und Grundeigentümer:innen. Sie halten die Arbeiter:innenklasse gemeinsam im Würgegriff. Es gibt einige Vermieter:innen, die Privatpersonen sind und nur wenige Wohnungen besitzen. Die Tendenz geht aber zur Konzentration von Wohnraum bei einigen wenigen Großanbietern und insbesondere börsennotierten Unternehmen. Diese Wohnungsmonopole sind einzig und allein daran interessiert, ihre Gewinne zu steigern. Entweder lassen sie Häuser verfallen, um zu sparen, oder sie sanieren und modernisieren, um im Nachgang höhere Mieten zu verlangen. Solche Modernisierungsprojekte, doch auch die steigenden Mieten allgemein, führen dazu, dass Menschen aus ihren angestammten Stadtteilen verdrängt werden und mit Wohnungen in schlechterer Lage vorliebnehmen müssen. Auch Leerstand wird zum Geschäft, wenn aufsteigende Immobilienpreise spekuliert  oder er für Ferienwohnungen genutzt wird – ähnlich verhält es sich mit Bauland. Das führt in Großstädten zu einer weiteren Verknappung des sowieso schon sehr begrenzten Wohnraums.

Die Kernfrage ist hierbei nicht der Handel mit Wohnungen, sondern fängt beim Bodenmonopol an, also dem privaten Besitz an Grund und Boden. Grund und Boden ist von Natur aus eine begrenzte Ressource, die aber für alle Bereiche der Gesellschaft unverzichtbar ist – ob für Wohnhäuser, Fabriken oder als Ackerland. Wer ein Stück davon besitzt, kassiert bei allen Profiten mit, die darauf produziert werden. Da der Grund und Boden sich nicht einfach vermehren lässt, ist hier die Konkurrenz unter den Eigentümer:innen und auch denen, die es durch Kauf werden wollen, besonders groß. Außerdem sind Immobilien und Grundstücke beliebte Anlageformen für Kapitalist:innen, die ihr überschüssiges Geld anlegen wollen. Sind die Zinsen bei den Banken besonders niedrig, dann verstärkt das diese Tendenz. Aufgrund des Bodenmonopols scheitert auch Neubau als oftmals angepriesene „einfache Lösung“ gegen Mietexplosion im Kapitalismus. Schließlich liegt es im Interesse der Grundbesitzer:innen, den Bodenpreis immer weiter in die Höhe zu treiben. Anbieter:innen von Wohnungen, die diese auf teurem Boden gebaut haben, geben diese Preise dann an die Mieter:innen weiter. Gerade in innenstadtnaher Lage entsteht so großer Druck, die teuren Grundstücke möglichst profitabel zu nutzen. Entweder wird wegen zu hoher Kosten nicht neu gebaut, oder wir als Arbeiter:innen können uns die gebauten Wohnungen nicht mehr leisten. Während auf der einen Seite Luxus-Apartmentkomplexe entstehen, bleiben für unsere Klasse zerfallende Häuser.

Die Wohnungsfrage ist aber nicht nur ein Problem der Großstädte, auch wenn es sich dort besonders zuspitzt. Der Immobilienmarkt konzentriert sich auf die Großstädte, aber auch auf dem Land steigen die Preise, vor allem in den „Speckgürteln“ rund um die Großstädte. Hier kommt die Konkurrenz zwischen der Nutzung des Bodens für die Landwirtschaft oder als Baufläche hinzu. Außerdem fließt der meiste Reichtum, der auf dem Land entsteht, ebenfalls in die Hände der großen kapitalistischen Monopole, und damit in die Städte, wo diese ihre Eigentümer:innen haben. Damit bleibt auch die gesamte Entwicklung des Landes hinter den Städten zurück. Das bezeichnen wir als Stadt-Land-Gegensatz.

Lösung der Wohnungsfrage

Die schlussendliche Lösung sowohl der Wohnungsfrage als auch des Stadt-Land-Gegensatzes kann nur durch die Vergesellschaftung des gesamten Grund und Bodens und die planmäßige Verteilung des Wohnraums durch die Gesellschaft im Sozialismus gelöst werden. Vergesellschaftung bedeutet die Verwandlung des privaten Grundeigentums in gesellschaftliches Eigentum. Es reichen also keine Enteignungen durch einen kapitalistischen Staat, bei der dieser Grundeigentümer:innen im äußersten Fall sogar noch bezahlt, um etwas Grund und Boden oder Wohnungen zu erwerben. Der Staat hilft zudem auf vielfältige Weise den Kapitalist:innen, ihren Profit zu erhöhen.

Wir dürfen nicht erwarten, dass dieser kapitalistische Staat den Kapitalist:innen ihr Privateigentum und ihre Möglichkeiten, Profite zu generieren, streitig macht. Stattdessen braucht es einen sozialistischen Staat in der Hand der Arbeiter:innen, der zuerst großes Privateigentum beseitigt und tatsächlich den Bedürfnissen der Arbeiter:innen dient. Wohnraum wird dadurch nicht nur bezahlbar, sondern auch bedürfnisgerecht gebaut, zum Beispiel nicht mehr auf die bürgerliche Kleinfamilie ausgerichtet. Zusätzlich kann Leerstand konsequent beseitigt werden, weil kein Profit mehr damit gemacht werden kann.

Als Arbeiter:innen zusammenschließen

Für dieses langfristige Ziel des Sozialismus kämpfen wir heute, wobei wir auch jeden Kampf für die akute Verbesserung unserer Lage als Arbeiter:innen führen müssen. Dazu zählt zum Beispiel Widerstand gegen die heftigsten Auswirkungen des kapitalistischen Mietenwahnsinns: Kündigungen aus fadenscheinigen Gründen, Zwangsräumungen, besondere Abzockmethoden wie Tricksereien bei den Nebenkosten, ausbleibende Reparaturen und einbehaltene Kautionszahlungen, Leerstand, usw. In diesen Fragen ergreifen wir Partei für die Arbeiter:innen und nicht für Kleineigentümer:innen oder Konzerne.
Als Arbeiter:innen müssen wir die Verbindung zwischen Mieter:innenkämpfen und betrieblichen Kämpfen in den Fokus rücken, denn bei steigenden Mieten brauchen wir zuallererst höhere Löhne, um diese überhaupt bezahlen zu können. In der Auseinandersetzung mit Wohnungs- und Immobilienkonzernen müssen wir uns zunutze machen, dass wir diejenigen sind, die in den Wohnungen und Vierteln leben und gegenüber den Eigentümer:innen eine sehr viel größere Macht bilden können, wenn wir uns zusammenschließen. Mit der nachbarschaftlichen Vernetzung und konzentrierter Öffentlichkeitsarbeit gegen Vermieter:innen wehren wir uns. Darum organisieren wir uns als Solidaritätsnetzwerk heute in unseren Nachbarschaften und Vierteln.

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