Wofür stehen wir als Solidaritätsnetzwerk?

0:00

Wenn du das liest, bist du wahrscheinlich schon mal an irgendeiner Stelle mit uns, dem Solidaritätsnetzwerk, in Berührung gekommen. Vielleicht hast du morgens auf dem Weg zur Arbeit ein Plakat von uns bei dir im Stadtteil gesehen. Vielleicht haben wir dir nachmittags auf dem Nachhauseweg einen Flyer in die Hand gedrückt. Vielleicht hast du unsere Fahnen und roten Westen auf einer Demo gesehen. Es könnte sein, dass ein:e Freund:in oder Nachbar:in dir von uns erzählt hat. Oder aber du kennst unsere Aktionen aus der Lokalpresse oder von Social Media. Eigentlich ist das ja auch egal. Wenn du mehr über uns und die Standpunkte erfahren möchtest, die wir als Solidaritätsnetzwerk vertreten, sind diese Texte genau richtig für dich. Dafür wollen  wir ganz grundlegend mit unserer Sicht auf unsere Gesellschaft beginnen und uns dann zu unseren konkreten Aufgaben vorarbeiten.

Wir, das Solidaritätsnetzwerk, sind ein Zusammenschluss ganz verschiedener Menschen zur gemeinsamen Verteidigung und Durchsetzung unserer Interessen und Rechte. Ob Fachangestellte oder Arbeitslose, Ausländer:innen oder Deutsche, Ossis oder Wessis, Studierende oder Rentner:innen ist dabei ganz egal. . Uns vereint, dass wir alle Teil der Arbeiter:innenklasse sind.  Als Arbeiter:innenklasse produzieren wir fast den gesamten Reichtum in dieser Gesellschaft und sorgen dafür, dass alles läuft.

Von unserer Arbeit profitieren in dieser kapitalistischen Gesellschaft aber nicht wir selbst – sondern die Kapitalist:innen, also die Konzernchefs und Milliardär:innen. Die Kapitalist:innen sind eine kleine Minderheit, die über die Mehrheit (die Arbeiter:innenklasse) bestimmt. Schließlich besitzen sie die Betriebe und auch die Produktionsmittel (also Fabrikhallen, Büros, Maschinen, Rohstoffe und Grund und Boden). Als Arbeiter:innen besitzen wir keine Produktionsmittel, haben nur einen sehr geringen Anteil am Reichtum der Gesellschaft und sind gezwungen, unsere Arbeitskraft zu verkaufen, um zu überleben.

Um diesem Ausbeutungsverhältnis ein Ende zu setzen, müssen wir selbst die reale Macht über die Produktionsmittel erlangen. Wie schaffen wir das? Für uns ist klar, dass es niemals ausreichen wird, wenn wir uns nur von einer Reform zur nächsten hangeln und unsere Position am Verhandlungstisch zu stärken. Es wird genauso wenig ausreichen, im Hier und Jetzt kleine autonome Gebiete aufzubauen, in denen wir isoliert voneinander, versuchen eine neue Gesellschaft schon praktisch zu leben. Ein kleines Stück vom Kuchen reicht uns nicht, wir wollen und brauchen die ganze Bäckerei!  Die Kapitalist:innen, die heute die Macht in den Händen halten, werden diese niemals freiwillig abgeben, schon gar nicht Stück für Stück über Reformen.

Für uns geht es ganz konkret darum, eine gesellschaftliche Kraft zu werden, die in der Lage ist, die Macht des Kapitals real infrage zu stellen, sie zu zerbrechen und eine eigene Arbeiter:innenmacht zu errichten. Wir benötigen eine gesellschaftliche Alternative jenseits des Kapitalismus: Ein System, das nicht für die Profite großer Konzerne produziert, sondern nach unseren Interessen und Bedürfnissen. Ein System, in dem wir gemeinschaftlich in einer Rätedemokratie unsere Zukunft organisieren. Diese Gesellschaft ist der Sozialismus. 

Unsere Aufgabe heute ist es, eine klassenkämpferische Arbeiter:innenbewegung aufzubauen, die dieses Ziel erreichen kann. Als Arbeiter:innenklasse sind wir zwar in der Überzahl, aber noch unorganisiert. Wir müssen uns zusammenschließen, um organisiert für unsere gemeinsamen Interessen zu kämpfen.

Dabei organisieren wir uns überall dort, wo wir leben und arbeiten: In den Betrieben, in den Stadtteilen, an den Schulen und Universitäten. Die Frauen der Arbeiter:innenklasse führen zudem gezielt den Kampf gegen die unablässige Ausbeutung und Unterdrückung durch das Patriarchat an. Jedes dieser Felder erfordert eigene Organisationsformen. Als Solidaritätsnetzwerk sind wir daher Teil der Föderation Klassenkämpferischer Organisationen (FKO). In der Föderation haben sich ganz verschiedene Gruppen zusammengeschlossen , um zum Aufbau einer starken Arbeiter:innenbewegung beizutragen. In ihren Föderationsstandpunkten hat die FKO die grundlegenden politischen Überzeugungen, auf denen sie aufgebaut ist – von der Analyse unseres kapitalistischen Systems zur Vision einer sozialistischen Gesellschaft – ausführlich dargelegt. Für uns als Solidaritätsnetzwerk bilden diese Standpunkte das Grundgerüst unserer Arbeit.

Der besondere Schwerpunkt, den wir als Solidaritätsnetzwerk setzen, liegt auf der klassenkämpferischen Organisierungsarbeit im Stadtteil. In den Stadtteilen, in denen wir wohnen, kommen eine Reihe von Widersprüchen und Problemen des Kapitalismus offen zum Vorschein: Mietenwahnsinn und Gentrifizierung, mangelhafte Infrastruktur und schlecht ausgebauter Nahverkehr, rassistische Polizeikontrollen, Übergriffe durch Faschist:innen und patriarchale Gewalt hinter verschlossenen Türen sind nur einige Beispiele. Zudem sind bestimmte Teile der Arbeiter:innenklasse besonders gut im Stadtteil zu erreichen, beispielsweise Arbeitslose oder Arbeiter:innen in atypischen Beschäftigungsverhältnissen. Unser Ziel ist es, Solidaritätsnetzwerke in möglichst vielen Stadtteilen aufzubauen, die sich wiederum stadtweit, regional und bundesweit zusammenschließen, um so zur systematischen Organisierung unserer Klasse beizutragen. Wir bereiten damit den Boden dafür, dass in einer Situation, wo die Frage einer sozialistischen Gesellschaft konkret auf der Tagesordnung steht, Räte geschaffen werden können, welche die neue Gesellschaft in den Stadtteilen organisieren können.

Mit unseren Positionen möchten wir als Solidaritätsnetzwerk einige der Probleme, die der Kapitalismus in den Arbeiter:innenvierteln hervorruft, näher beleuchten. Wir wollen diesen eine sozialistische Antwort entgegensetzen und zeigen, wie wir schon heute für eine bessere Welt kämpfen können.

sharring is carring