Arbeit begegnet uns überall. Die meisten von uns gehen arbeiten, sind nach vielen Jahren Arbeit in Rente oder werden in Schule, Ausbildung oder Studium auf ihr Arbeitsleben vorbereitet. Außerdem arbeiten die allermeisten Menschen um uns herum: In jedem Supermarkt oder Kiosk im Viertel kassiert jemand, in der Werkstatt um die Ecke arbeiten Menschen und morgens holen Arbeiter:innen unseren Müll ab und backen sogar sonntags unsere Brötchen. Als Arbeiter:innen, egal ob im Büro, in der Fabrik oder auf der Baustelle halten wir die Welt und unsere Stadtteile am laufen. Dem gegenüber stehen einige wenige Menschen, die nicht arbeiten müssen, sondern rein von der Arbeit anderer Leben: die Kapitalist:innen.
Kapitalist:innen- und Arbeiter:innenklasse haben fundamental unterschiedliche Interessen. Das zeigt sich in jedem Aspekt unseres Lebens. Nicht zuletzt zeigt es sich darin, dass wir als Klassen relativ abgeschottet voneinander leben. So hat wohl kaum jemand von uns einen Superreichen zum Nachbarn. Diese leben nämlich lieber in luxuriösen Villenvierteln, während die meisten von uns gemeinsam in den restlichen Stadtteilen leben.
Natürlich unterscheiden sich auch die Lebensrealitäten in der Arbeiter:innenklasse untereinander: Es gibt ärmere und ein bisschen besser verdienende unter uns. Es gibt Migrant:innen, die auf der Arbeit auf Basis ihrer Herkunft besonders stark ausgebeutet. Frauen, die neben der Lohnarbeit noch große Teile der Haus- und Pflegearbeit stemmen müssen und in vielen Bereichen schlechter bezahlt werden. Aber wir haben alle eins gemeinsam: Wir können nicht dauerhaft auf das Arbeiten verzichten, wir sind lohnabhängig.
Das bedeutet, dass auch alle Menschen, die zur Zeit arbeitslos sind, weiterhin zu unserer Klasse gehören. Denn auch wenn jemand seinen Job verloren hat, ändert das erst einmal nichts daran, dass er im Kapitalismus nicht langfristig ohne Lohnarbeit zurecht kommt. Entgegen aller Hetze reichen Bürgergeld und sonstige staatliche Unterstützung kaum zum Leben und gehen immer mit Druck und Schikane durch die Ämter einher. Kaum jemand sucht sich das Leben mit staatlicher Unterstützung aus. In unseren Vierteln werden dann genau diese Menschen oft ausgegrenzt und als „Asoziale“ abgestempelt. Dem müssen wir uns entschlossen entgegen stellen, denn am Ende des Tages teilen wir ein grundlegendes Interesse: Wir wollen nicht ausgebeutet und unterdrückt werden.
Diese Klassensolidarität muss natürlich auch auf der Arbeit gelten. Auszubildende werden häufig besonders heftig ausgebeutet, indem sie nur wenige Euro pro Stunde verdienen und einen großen Teil der Drecksarbeit aufgebürdet bekommen. In vielen Betrieben ist die Belegschaft heute gespalten, Indem Arbeiter:innen eingeredet wird, dass Auszubildende oder „ungelernte“ weniger Lohn verdienen, weil sie „schlechter“ arbeiten würden, Solchen Taschenspielertricks müssen wir uns entgegen stellen, denn faktisch werden sie nur genutzt um den gesamten Lohn zu drücken. Desto weniger man Auszubildenen, Ungelernten, Neulingen etc. zahlt, desto niedriger auch der Lohn für alle anderen Arbeiter:innen.
Eine solidarische Kultur unter uns Arbeiter:innen muss deswegen nicht nur auf der Arbeit, sondern auch in unseren Vierteln aufgebaut werden. Dazu müssen wir es schaffen, die verschiedenen Kämpfe, die wir heute als Klasse führen, an den Orten, an denen wir leben, zu verbinden und gemeinsam zu gewinnen. Das bedeutet auch, Wege zu finden, Arbeiter:innen mit besonderen Lebens- oder Arbeitsbedingungen, zum Beispiel Schichtarbeiter:innen, in unsere Kämpfe einzubeziehen.
Stadtteilarbeit für ein besseres Morgen
In einer Klassengesellschaft wie dem Kapitalismus kann es keine „gerechten“ Arbeitsbedingungen geben, denn es wird immer eine Klasse für den Profit der anderen schuften. Wir halten das für grundsätzlich falsch und kämpfen deshalb für ein Gesellschaftssystem, in dem unsere Arbeit zum Wohle aller eingesetzt wird und nicht nur für den Gewinn einiger weniger.
Wir kämpfen also als Arbeiter:innen gemeinsam für eine Gesellschaft, in der wir nicht mehr den gesetzmäßigen Wirtschaftskrisen zum Opfer fallen. Sondern, in der es einen tatsächlichen Schutz vor Arbeitslosigkeit gibt und soziale Sicherheit für alle gibt. Wir streben eine Gesellschaft an, in der wir uns nach einem langen Leben eine würdevolle Rente erhalten und nicht mehr durch finanzielle Probleme sozial isoliert werden. In der Arbeit für uns zu einem Bedürfnis werden kann, zu etwas, das wir gerne machen und uns erfüllt. Diese Erfüllung kommt nicht von irgendwoher, sondern ergibt sich aus der Tatsache, dass wir im Sozialismus für uns und die Gesellschaft arbeiten und nicht für irgendeinen Chef.
Wir wollen Mitbestimmung auf der Arbeit., ebenso wie in den Vierteln und wir wollen, dass die Betriebe in den Vierteln und die Interessen der Bewohner:innen nicht mehr gegeneinander ausgespielt werden, sondern miteinander vereint werden können. Eine Gesellschaft in der es nicht um Profite geht, sondern um das Wohl der gesamten Gesellschaft.
Solidarität und Klassenkampf in den Vierteln
Als klassenkämpferische Stadtteilorganisation streben wir danach, Solidarität unter den Arbeiter:innen aufzubauen und uns gegen die Konkurrenzmentalität der Ellenbogen-Gesellschaft zu stellen. Wir wollen unsere politischen Kämpfe und Anliegen an die Orte tragen, an denen wir leben, und genau an diesen Orten eine Einheit unserer Klasse schaffen.
Ganz praktisch bedeutet das, dass wir Arbeitskämpfe in unseren Vierteln solidarisch unterstützen, sei es indem wir Streikposten besuchen oder solidarische Aktionen in der Nachbarschaft organisieren. Es bedeutet, dass wir gemeinsam mit den Arbeiter:innen aus unseren Vierteln gegen die Auswirkungen des kapitalistischen Systems kämpfen, ob nun gegen Kürzungen beim Bürgergeld, bei den Renten oder gegen sonstige Angriffe auf unsere Lebensbedingungen.
Wir stützen uns dabei auf eine branchenübergreifenden Solidarität und sind überzeugt davon, dass es wichtig ist, die Spaltung zwischen verschiedenen Berufen abzubauen und sich auf Augenhöhe zu begegnen. Unser Ziel ist es, dass der gesamte Stadtteil solidarisch ist wenn Arbeiter:innen streiken, und dass die Proteste am Ende nicht nur für höhere Löhne, sondern für eine bessere Gesellschaft für alle stehen.