Offener Brief des Solidaritätsnetzwerks Nürnberg und betroffener Nachbar:innen an Oberbürgermeister Marcus König und Pressesprecher der Ten Brinke GmbH Lutz Ackermann
Sehr geehrter Herr König, sehr geehrter Herr Ackermann,
seit Jahren ist unsere Nachbarschaft in der Nürnberger Südstadt mit dem Stillstand am Aufseßplatz konfrontiert. Die Baugrube der Ten Brinke GmbH, für die das „Schocken-Carré“ geplant ist, reißt ein Loch in das Herz unseres Viertels. Es ist nicht absehbar, dass sich dieser Zustand in naher Zukunft ändern wird. Wir richten uns daher mit der Forderung nach Verantwortungsübernahme, Transparenz und baldiger Veränderung an Sie.
Hier im Stadtteil hat sich Frust breit gemacht. Viele Nachbar:innen, mit denen wir gesprochen haben sind verärgert, enttäuscht und fühlen sich allein gelassen. Und das ist verständlich: Wir sind täglich mit einem unzumutbaren Loch konfrontiert, das einen Großteil des Platzes einnimmt. Seit Jahren wird der Baubeginn aufgeschoben. Mittlerweile sind wir in völliger Ungewissheit, ob tatsächlich je mit dem Bau begonnen wird, oder ob der Aufseßplatz zum Spekulationsobjekt verkommen ist.
Für uns Nachbar:innen entstehen durch die Baugrube und ihre Absperrung verschiedene Belastungen. Im Wasser brütende Mücken sind zu hunderten in den umliegenden Häusern anzutreffen und auch Ratten fühlen sich in der Grube wohl. Direkte Anwohner:innen klagen über zeitweisen Gestank. Außerdem kann der geplante Umbau der Straßenbahnhaltestelle Aufseßplatz wegen der Bauabsperrung nicht durchgeführt werden. Da die Haltestelle nicht mehr zur Länge der Bahnen passt, entstehen hier täglich vielfach gefährliche Situationen für Schulkinder, Rentner:innen und andere Nachbar:innen.
Zur Verbesserung der Situation für die Nachbarschaft fordern wir kurzfristig:
- Lösung des Mücken- und Rattenproblems!
- Schaffung von Transparenz! Kommunikation von Projektplan, Baufortschritt und Finanzierungslage
- Übernahme von Verantwortung! Schluss mit Versuchen, die Nachbarschaft zu spalten, indem die Schuld beispielsweise der „Trinkerszene“ gegeben wird (siehe Brief von Ten Brinke an Anwohner:innen vom 14. Februar 2025)
Für langfristige positive Auswirkungen fordern wir:
- Unabhängiger Umbau der Haltestelle Aufseßplatz zum schnellstmöglichen Zeitpunkt.
- Bei weiteren Bauverzögerungen: öffentlich zugängliche Zwischennutzung des Areals und besonders auch des ehemaligen Parkhausgeländes, z.B. durch einen Park oder einen Spielplatz
- Schaffung von bezahlbarem und sozialen Wohnraum und von nichtkommerziellen Begegnungsräumen nicht nur bei diesem Projekt, sondern bei der gesamten Stadtplanung.
Eine lebenswerte und vielfältige Nachbarschaft muss Wohn-, Aufenthalts- und Begegnungsraum für alle Nachbar:innen bieten! Unsere Stimmen müssen Gehör finden.
Wir bitten Sie um eine Antwort auf den offenen Brief und eine Stellungnahme zu den einzelnen Forderungen. Wir hoffen auf Fortschritt im Sinne unserer Südstadt.
Mit freundlichen Grüßen,
Solidaritätsnetzwerk Nürnberg
04.07.2025
Anhang:
Unterschriftenliste zum beidseitig Ausdrucken (kurze Kante spiegeln)