0:00

Leipzig: Unsere Stadt verfügt mit knapp 630.000 Einwohner:innen über das zweitgrößte Schienennetz Deutschlands. Das klingt ja fast so, als wenn es hier gute Voraussetzungen geben würde für einen gut ausgebauten und funktionierenden Nahverkehr auf Schienen für die stetig wachsende Region. Doch den Werbeslogan “Wir lassen dich nicht im Regen stehen!” gibt es zurecht nicht mehr. Und wer auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen ist, oder selbst bei den Leipziger Verkehrsbetrieben (LVB) arbeitet, weiß es sowieso besser. Auch die aktuelle, kostspielige Werbekampagne der LVB, die versucht ihr eigenes Image zu polieren, täuscht gekonnt über die tatsächliche Situation sowohl von den LVB-Arbeiter:innen als auch der Kundschaft hinweg.

Ticketpreissteigerungen um 6%?

Wer in Leipzig lebt kennt das Spiel. Fast jedes Jahr zum 1. August steigen die Ticketpreise um 10 Cent. In der von Krise und Inflation gebeutelten Wirtschaft war es wohl abzusehen, dass es dabei in diesem Jahr nicht bleiben wird und tatsächlich – die Leipziger Verkehrsbetriebe erhöhen ihre Preise für den Nahverkehr um ganze 6%! Ein Einzelticket kostet ab dem 1. August also 3,20€, das sind 20 Cent mehr als davor. Begründet wird das Ganze mit bereits bekannten Argumenten: Die Folgen der Corona-Pandemie, der Ukrainekrieg, die gestiegenen Energiekosten, das alles müsse nun mal finanziert werden und auch die Einführung des 49- Euro-Tickets ist für die Kommunen nicht sehr profitabel. Ein mindestens genauso beliebtes Argument ist, dass das der Preis für die erstreikten “Lohnerhöhungen” der LVB-Arbeiter:innen sei, denn irgendwo her müsse das Geld ja kommen. Ein unsinnniges Argument, wenn man bedenkt, wie die Streikenden mit lächerlichen Zugeständnissen weit unterhalb ihrer Forderungen abgespeist wurden. Ein Argument, was künstliche Interessengegensätze aufmacht und unseren Kampf spalten soll.

Gemeinsam kämpfen für Lohnerhöhungen und kostenlosen Nahverkehr!

Die Forderung nach kostenlosem Nahverkehr und höheren Löhnen ist dabei kein Widerspruch! Denn das Geld, was die LVB durch die Ticketpreiserhöhungen einnimmt, fließt eben nicht in den Geldbeutel der LVB-Arbeiter:innen, sondern einzig und allein in das Unternehmen selbst und dessen Management. Das Ziel von genau diesem Management ist es, möglichst ohne Verlust durch die Wirtschaftskrise zu kommen und auch unter diesen Bedingungen den Profit kontinuierlich zu steigern. Dafür ist eben beides notwendig: den Lohn der LVB-Arbeiter:innen möglichst niedrig zu halten, um ihre Arbeit maximal ausbeuten zu können, und den Arbeiter:innen anderer Branchen möglichst viel Geld aus den Taschen zu ziehen, indem sie für ihren Arbeitsweg auch noch möglichst viel bezahlen sollen. Auch das für viele nicht bezahlbare 49-Euro-Ticket ändert an dieser Tatsache nichts. Es wird also höchste Zeit, dass wir die Kämpfe verbinden!

Klassenkampf und Umweltkampf verbinden!

Wenn wir schon davon sprechen, Kämpfe zu verbinden, dann darf ein Punkt nicht vergessen werden: Der Kampf gegen die eskalierende Klimakatastrophe, dessen Ausmaß wir vor unserer eigenen Haustür sehen können: Dürreperioden, Hitzerekorde und Waldbrände bedrohen unsere Dörfer und Städte. Die streikenden LVB-Arbeiter:innen haben in den vergangenen Monaten gezeigt, dass der Zusammenschluss unterschiedlicher Bewegungen möglich ist. Es ist klar: Solange auf zerstörerische, kapitalistische Art und Weise produziert wird, kann es auch keine Antwort auf den drohenden Klimakollaps geben – und auch einen “grünen Kapitalismus” gibt es nicht. Dennoch: Ein gut ausgebauter und zuverlässiger ÖPNV in der Stadt und auf dem Land ist langfristig gesehen ein Teil der Antwort, aber nicht nur das: Damit ihn auch wirklich alle Teile der Arbeiter:innenklasse nutzen können, muss er vor allem auch kostenlos sein!

Was wir wollen ist nicht schwer – kostenloser Nahverkehr!

sharring is carring