Am 30.08.2024 wurde in der Dolgenseestraße eine Frau von ihrem Ex-Partner ermordet. In den darauf folgenden Tagen haben wir uns bemüht, in der Nachbarschaft Solidarität für die Angehörigen und alle anderen Betroffenen zu bekunden. So schlossen wir uns den Kundgebungen und Demos von Frauenkollektiv und Zora an und kümmerten uns mit Nachbar:innen um den provisorischen Gedenkort vor der Haustür.


Zusammen mit dem Frauenkollektiv entschlossen wir uns daraufhin, eine längerfristige politische Arbeit mit der Nachbarschaft aufzubauen und organisierten Nachbarschaftstreffen im sozialen Zentrum neben dem Haus. Schon beim ersten Treffen kamen um die 20 Nachbar:innen, die über die Tat und das patriarchale System dahinter diskutierten. Die Frauen stellten dabei heraus, dass es neben den Nachbarschafts-Chatgruppen auch eigene Frauenstrukturen braucht, in denen patriarchale Notsituationen offen kommuniziert und schnell reagiert werden kann. „Meine Nachbarin schreit durch den Flur? Wir nehmen uns Töpfe und Trillerpfeifen und kommen vor die Tür!“ Es sollen also solidarische und antipatriarchale Strukturen aufgebaut werden.
Natürlich wurde auch über den konkreten Fall diskutiert und wie wir ein angemessenes Gedenken an die ermordete Nachbarin gestalten können. Es war erwartbar, dass die Hausverwaltung sich querstellen würde. Dass sie nicht zulassen würde, dass dem Haus anzusehen sein würde, dass hier ein Femizid passiert ist. Doch die Nachbar:innen und wir wollten dies nicht akzeptieren, führten Haustürgespräche, um noch mehr Nachbar:innen ins Boot zu holen. Und so konnten wir entgegen der ablehnenden Briefe der Hausverwaltung am Wochenende (05.04.2025) endlich ein Hochbeet neben das Haus bauen, es bepflanzen, uns weiter vernetzen und gedenken. Dies soll nicht das Ende des Gedenkens sein und nur ein kleiner Schritt im Aufbau antipatriarchaler Strukturen.


Kürzlich fing auch der Prozess gegen den Ex-Partner an, den wir in Absprache mit den Angehörigen der ermordeten Frau solidarisch begleiten. Kommt zum Solidaritätsnetzwerk, um euch daran und an weiteren Arbeiten in Lichtenberg zu beteiligen.