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Der Jugendclub Linse soll bis Ende 2023 geschlossen werden, womit Lichtenberg einen weiteren wertvollen Freiraum für Schüler:innen und junge Erwachsene verlieren würde. Wer ist verantwortlich für diese Schließung und warum kommt sie gerade jetzt?
Fakt ist, dass es keinen Mangel an Jugendlichen auf der Suche nach unabhängigen Freizeitprogrammen im Stadtteil gibt. Wir wissen aus unserer politischen Arbeit und vielen Gesprächen, dass Schulen unterfinanziert sind und viele junge Menschen ohne Perspektive verbleiben, während Inflation und Krisenpolitik auch die materiellen Nöte vermehren.

Grund für die Schließung ist vielmehr, dass die Arbeit im sozialen Bereich in dem System, in dem wir leben, einer Profitlogik folgen muss. Egal ob in sozialen Einrichtungen für Jugendliche oder Geflüchtete, in Kitas und Schulen, bei der Betreuung für Menschen mit Behinderung, der Heilerziehung, oder der Einzelfallhilfe: in allen Bereichen führt Profitlogik zu immer schlechteren Arbeits- und Betreuungsbedingungen – Und auch zu vermehrten Schließungen.

Profitlogik bedeutet: Ziele, Methoden und Ausrichtung der Arbeit müssen sich dem Plusmachen unterordnen. Denn die Finanzierung der Einrichtungen, im Falle der Linse durch den Träger SozDia e.V., muss sich am Ende des Tages betriebswirtschaftlich rechnen. Der Fokus liegt auf Profit, Wachstum, Konkurrenzfähigkeit und nicht mehr auf der sozialen Arbeit selbst. Dadurch verliert die Arbeit ihre Unabhängigkeit: Soziale Arbeit wird zur Ware und nur noch dort finanziert, wo sie Gewinn einbringt.

Das ist also die Ausgangslage, in der wir uns befinden. Sie ist geformt durch die Zwänge des kapitalistischen Wirtschaftssystems. Nur eine Überwindung des Kapitalismus würde es uns erlauben, eine wahrhaft solidarische Jugendarbeit in einer sozialistischen Gesellschaft aufzubauen. Hier stünden nicht die Profite im Vordergrund, sondern die Bedürfnisse der Menschen.Aus der Profitlogik im Kapitalismus erklärt sich gegenwärtig auch, warum die Entscheidungsträger:innen bei der Zukunft der “Linse” sich gegenseitig die Verantwortung zuschieben. Die SozDia betont, dass der eigentliche Grund für die Schließung Baumaßnahmen seien, die das Theater an der Parkaue, die Bahngleise, die Wohngebäude und den Ausbau der A100 rund um die “Linse” betreffen. Diese Umstände werfen aber nur weitere Fragen auf. Der Trägerverein hat die Linse an einem Standort übernommen, bei dem schon vor 20 Jahren abzusehen war, dass er wegen Baumaßnahmen nicht mehr lange den Jugendclub beherbergen kann. Außerdem sind all diese Baumaßnahmen kein “tragischer Unfall”, sondern von langer Hand bewusst geplant. Dass sie von der Stadt an diesem Ort und in diesem Ausmaß vorgenommen werden, zeigt wiederum, dass teure Neubauten, ein prestigeträchtiges modernes Theater und die A100 höhere Priorität haben als unsere Freiräume. Tatsächlich befindet sich die Linse schon länger in der Krise. Die Baustellen sind ein Hauptgrund dafür, dass der Jugendclub systematisch heruntergewirtschaftet und als Minusgeschäft gewertet wird. Deswegen gibt es auch keinen offenen Betrieb in der Linse und nur einen hauptamtlichen Sozialarbeiter. Wir wissen auch, dass die SozDia aus diesen Gründen bereits im Herbst 2022 die Schließung des Jugendclubs beim Senat angekündigt hat. Da die SozDia aber noch bis Ende 2023 die Bezüge und Gelder des Senats für den Betrieb des Klubs kassieren wollte, läuft der der Club jetzt noch auf Sparflamme noch bis Ende 2023 aus. Obwohl sowohl Träger als auch Stadt seit Jahren sehenden Auges auf diese Schließung zusteuern, schieben sie sich jetzt gegenseitig die Verantwortung in die Schuhe. Unsere Stimme als Nutzer:innen und Freund:innen der Linse findet kein Gehör und das Ergebnis ist, dass in einer lähmenden Elendsverwaltung ein Jugendclub dem Verfall preisgegeben wird. Wir fordern deswegen jetzt, dass von allen Beteiligten ernsthaft auf unsere Forderungen eingegangen wird:- Der Jugendclub Linse soll als Raum für uns alle bestehen bleiben!

– Aufstocken statt Kürzen für Jugend, Soziales, Bildung und Gesundheit!

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