[Berlin] Antisemitischer Angriff im Stadtteil

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Am Montag waren wir in unserem Stadtteil Lichtenberg unterwegs und brachten Wandzeitungen an verschiedenen Orten an. Darin ging es um das Erstarken der AfD und wie uns bürgerliche Parteien keinen Ausweg im Kampf gegen den Faschismus bieten, sondern nur unser solidarischer Zusammenschluss als Arbeiter:innen. Nur wer sich gegen den Kapitalismus und den Staat der besitzenden Klasse richtet, kann den Faschismus an der Wurzel bekämpfen und besiegen.

Während wir eine Wandzeitung an einer Tramstation anbringen wollten, ging ein aggressiver Passant brüllend über die Straße und bemerkte uns. Nach einem kurzen Blick auf unser Material riss er uns die Wandzeitung aus der Hand, zerknüllte sie und stopfte sie in einen Mülleimer. Dabei rief uns der alkoholisierte Mann wüste Beschimpfungen und Drohungen entgegen. Unter anderem bezeichnete er uns als “Rote Rabbis”. Diese doch eher ungewöhnliche Bezeichnung im Rahmen eines solchen Angriffs lässt auf eine deutliche antisemitische und faschistische Ideologisierung schließen.

Spätestens seit die Nazis von der “jüdisch-bolschewistischen” Weltverschwörung sprachen, ist der Antisemitismus eng mit dem Antikommunismus verbunden. Mit dieser Erzählung wurden nicht nur in Deutschland die Massen aufgehetzt und die Verbrechen des 2. Weltkrieges und des Holocausts vorbereitet; Verbrechen, die zu einem großen Teil auf dem Gebiet der Sowjetunion und an ihren Bürger:innen verübt wurden. Heute spricht die bürgerliche Öffentlichkeit auch vermehrt über den Antisemitismus, allerdings in sehr verkürzter Form und mit dem sehr offensichtlichen Ziel, über dieses Mittel die aktuell starke Palästinasolidaritätsbewegung zu diskreditieren und zu kriminalisieren.

In Bildungseinrichtungen und im öffentlichen Diskurs werden die Funktion des Antisemitismus für den Antikommunismus und die historische Verknüpfung zwischen ihnen selten beleuchtet. Immerhin waren sich die Westalliierten mit den deutschen Faschist:innen auch im Antikommunismus einig und waren bereit, sich für den Aufbau eines neuen kapitalistischen deutschen Staates faschistische Kontinuitäten zu Nutze zu machen.

Der heute wieder global agierende deutsche Imperialismus hat daher kein aufrichtiges Interesse, jüdisches Leben zu Schützen und praktiziert die Solidarität mit dem Staat Israel ausschließlich aus geostrategischen Gründen und um den Antisemitismusvorwurf als politische Waffe einzusetzen.

Wir jedenfalls lassen uns von Faschos im Stadtteil nicht einschüchtern!

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