Seit ca. einem Monat laufen unsere Aktionen zur Rettung des Jugendclubs ‚Linse‘. Am 7. November wurden unsere Stimmen auf drei verschiedenen Aktionen für den Erhalt der Linse laut: Wir haben zur Demonstration für den Erhalt der Linse aufgerufen. Im Anschluss fand unser monatlicher Stammtisch zum Thema Linse statt, während wir am Jugendhilfeausschuss im Rathaus Lichtenberg teilnahmen und die Politiker:innen, die dort die Schließung der Linse über Jahre verwalten, herausforderten.
Demonstration
Wir trafen uns um 17:00 Uhr vor der Linse und stellten uns hinter dem Lautsprecher auf. Schnell kamen an die 50 Personen zusammen und hörten sich kämpferische Reden an. Wir sprachen in unseren Reden von der allgemeinen Situation und Geschichte der Linse, über die Wichtigkeit von sozialen Freiräumen und über die Kämpfe mit Träger-Stiftung und Bezirk, die wir aktuell austragen.
Wir sprachen auch über die Profitlogik im Kapitalismus und wie sie unsere verschiedenen Lebensbereiche beeinflusst. Auch die Gruppe „Kiezkultur Erhalten!“, die sich ebenfalls für den Erhalt sozialer Räume einsetzt, hat in einem Redebeitrag ihre Aktionen und Kämpfe geschildert. Die Organisation „Betriebskampf“ aus unserer gemeinsamen Föderation klassenkämpferischer Organisationen sprach von der Wichtigkeit einer kämpferischen Streikbewegung um Sozialkürzungen etwas entgegenzusetzen. Bevor wir losliefen wurde Live-Rap zum Thema Jugend und Klassenkampf performt. Wir machten uns dann mit Lautsprechern und Transparenten auf den Weg durch den Stadtteil. Rund um die Linse und das Rathaus Lichtenberg waren unsere Parolen wie „Linse bleibt“ und „Sozialabbau im ganzen Land – unsere Antwort: Widerstand“ zu hören und viele Passant:innen waren interessiert und haben Flyer mitgenommen. Auf dem Weg hörten wir noch eine Rede von der Jugendorganisation „Internationale Jugend“ über die besondere Rolle der Jugendlichen im Kapitalismus, besonders unter den Bedingungen einer erstarkenden Militarisierung, und ihre Bedeutung für den Kampf gegen Sozialabbau. Aus den Redebeiträgen ging hervor, dass Freiräume für Jugendliche langfristig nur im Sozialismus gesichert sind, einer Gesellschaft, in der die Hürden der Profitabilität dem Sozialem nicht mehr entgegen steht, da sie für die Bedürfnisse der Menschen gemacht ist.
Unsere Endkundgebung hielten wir vor dem Rathaus Lichtenberg ab, wo uns Passant:innen seit Anfang Oktober wöchentlich antreffen. Hier hielten weitere Reden und stimmten die Demoteilnehmer:innen auf die kommenden Aktionen des Abends an: unseren Auftritt beim Jugendhilfeausschuss und den Solidarischen Stammtisch. Gegen 19:00 Uhr machten wir uns auf den Weg zurück in die Linse.
Stammtisch
In der Linse zum Stammtisch angekommen, gab es für alle dann etwas zu Essen und Trinken. Wir sprachen in einer Runde von etwa 30 Personen über die politischen und ökonomischen Hintergründe hinter der Schließung. Dabei haben wir schnell gemerkt, dass Profitlogik uns nicht nur in der Jugendarbeit, sondern in nahezu allen Lebensbereichen begegnet, ob beim Wohnen, bei der Gesundheit oder beim Einkaufen. Nach einer moderierten Diskussion, bei der verschieden Erlebnisse und Erfahrungen zusammenkamen, haben wir die Runde geöffnet, Kontakte ausgetauscht und zu verschiedensten politischen Fragen weiterdiskutiert.
Jugendhilfeausschuss
Parallel zum Stammtisch nahmen einige Mitglieder des Solinetzes und der Internationalen Jugend am Jugendhilfeausschuss im Rathaus Lichtenberg teil. In der Sitzung des Jugendhilfeausschusses gibt es immer einen Tagesordnungspunkt, zu dem Jugendliche auch selbst sprechen können. Nachdem mehrere Träger dort ihre Projekte vorgestellt hatten, bekamen wir aus zeitlichen Gründen nur eine Minute Redezeit. Wir stellten klar, wie unverschämt es ist in einem Beteiligungsformat Jugendliche kaum reden zu lassen und konnten uns so durchsetzen, den Tagesordnungspunkt zu verlängern.
Wir kritisierten das öffentlich intransparente Vorgehen des Bezirks, der die Schließung an den Menschen vorbei verwaltet und dass auch nach den Protesten kein:er der Politiker:innen öffentlich Stellung bezogen hat.
In einer anschließenden Diskussion, wurde uns die Verantwortung gegeben an einer Lösung mitzuarbeiten. Dabei entzieht sich der Bezirk seinen eigenen Aufgabe soziale Räume zu schaffen.
Eine Politikerin sagte der Jugendhilfeausschuss wäre nicht der richtige Ort um über die Linse zu diskutieren, während ein anderer uns sagte wir sollen einfach selbst nach Räumen suchen, es gäbe genug davon.
Solche realitätsfernen Aussagen, sowie die Versuche unsere Beiträge zu unterbinden zeigen uns, dass die bürgerlichen Politiker:innen nicht auf unserer Seite stehen. Dies ergibt sich aus ihrer Rolle der Verwaltung der Schließung, weil der Club im Kapitalismus nicht genug Profite abwirft.
Wir haben mit unseren Aktionen für die Linse gezeigt, dass Nachbar:innen bereit sind, selbstständig für den Erhalt ihrer Freiräume einzustehen. Diesen Willen und dieses Potential wollen wir fördern über weitere und verschiedene Kämpfe, die Perspektive einer neuen sozialistischen Gesellschaft greifbar machen.