Am 04. Mai fand das erste Solidarische Maifest statt. Auf dem Kalk Markt organisierten verschiedene Organisationen und Initiativen aus dem Stadtteil ein Nachbarschafts-Fest.
Nach einer kurzen Begrüßung durch die Moderation ging auch schon das Programm los. Dieses beinhaltete verschiedene kulturelle Beiträge wie Musik, Folklore, Gedichte, Poetry-Slam und eine Jazz-Session zum mitmachen. Zwischendurch gab es Vorstellungen der verschiedenen beteiligten Initiativen und Redebeiträge von Menschen aus dem Stadtteil.
Ausgestattet wurde das Fest mit einem Mitbring-Buffet und kostenlosen Getränken. Neben einigen Infoständen der Organisationen und Initiativen gab es auch interaktive Aktionen. Die Pflanzstelle organisierte eine künstlerische Animation und ein Smoothie-Fahrrad, KUNTs e.V. brachte einige Schreibmaschinen zur literarischen Betätigung mit und das Integrationshaus hat ihr selbst gestaltetes Brettspiel Solidaritata vorgestellt und Interviews geführt. Die Internationale Jugend bot das Gestalten von antirassistischen Jutebeuteln an.
Das Wetter machte anfangs mäßig mit, doch später schien die Sonne durchgängig und lockte zahlreiche NachbarInnen zum Stadtteilfest.
Gegen 16 Uhr schlossen wir das Fest mit einem kleinen Demonstrationszug durch Kalk-Nord ab. Auf der Demo wurden Parolen wie: „Hoch mit den Löhnen – Runter mit der Miete“, „Hoch die internationale Solidarität“ und „Say it loud, say it clear – Refugees are welcome here“ gerufen. Am Markt angekommen verabschiedeten wir uns ein letztes mal von allen NachbarInnen.
Wir vom Solidaritätsnetzwerk freuen uns jetzt schon auf das nächste solidarische Maifest im kommenden Jahr und bedanken uns bei allen Beteiligten.
Organisiert wurde das Fest von: Clara Commando, Integrationshaus, Internationale Jugend, KUNTs e.V., Pflanzstelle, Solidaritätsnetzwerk & Subkulturhof.
Hier unsere Rede auf dem Maifest:
Liebe Kalkerinnen und Kalker, im Namen des Solidaritätsnetzwerks begrüße ich Sie herzlich auf unserem ersten Maifest! Heute ist der 4. Mai. Dieses Fest lehnt sich an den 1. Mai an, denn an jenem Tag, vor 133 Jahren, haben ArbeiterInnen auf dem Haymarket in Chicago für den 8-Stündigen Arbeitstag gekämpft. Um dieses Ziel zu erreichen mussten tausende ArbeiterInnen ihr Blut vergießen, denn die, die an der Macht waren, wollten der ArbeiterInnenklasse damals wie heute keine Zugeständnisse machen. Deshalb versuchten sie mit Gewalt den Widerstand der ArbeiterInnen zu brechen. Erfolglos. Der 1. Mai ist in die Geschichte eingegangen als ArbeiterInnen-Kampftag. Dieser Tag mahnt uns einerseits und zeigt uns zu welchen Mitteln der Staat fähig, doch was viel wichtiger ist; er zeigt vor allem auf, das viel bessere Bedingungen für uns möglich sind, wenn wir uns nur organisieren und unsere Forderungen konsequent verfolgen.
Wenn wir nicht alles als Schicksal hinnehmen, sondern für eine fortschrittliche Veränderung kämpfen.
Denn die Zeit ist vor 133 Jahren nicht stehen geblieben. Seither hat sich viel auf der Welt getan.
Obwohl sich die Maschinen entwickelt haben und wir heute viel schneller und viel mehr produzieren können, arbeiten wir immer noch mindestens 8 Stunden am Tag. Während wir heute in der Lage sind ein vielfaches der Weltbevölkerung zu ernähren, stirbt dennoch alle drei Sekunden ein Mensch an hunger. Und 2017 haben wir über zwei Milliarden Überstunden geleistet. Die Hälfte davon unbezahlt. Trotzdem gibt es in Deutschland eine hohe Arbeitslosigkeit und nur jede/r vierte ArbeiterIn von zehn arbeitet Vollzeit, wobei von ihnen heute schon mehr als 1 Million in Leiharbeit beschäftigt sind. Tendenz steigend.
Während es in Köln immer unbezahlbarer wird zu wohnen, erwirtschaften Konzerne wie Vonovia Profite im Milliarden Bereich.
In der Rente geht es uns nicht besser. Jeder und jede fünfte RentnerIn ist von Armut betroffen. Doch laut Statistiken bekommen nur 2-3% von ihnen staatliche Unterstützung. 40-50% der betroffenen RentnerInnen lehnen die scheinbare Hilfe ab. Denn der Staat stockt nicht auf, bevor er die Einnahmen und Ausgaben sorgfältig geprüft hat. Aber wer entblößt sich denn schon gerne vor den Ämtern und Behörden?
Wir sehen, nach 133 Jahren gibt es immer noch genug Gründe für ein besseres Leben zu kämpfen. Die Widersprüche in unserer Gesellschaft spitzen sich zu.
Doch welche Schlussfolgerungen müssen wir daraus ziehen? Sollen wir unseren Kopf in den Sand stecken? Ja, dafür wäre der Kalk Markt sicher gut geeignet.
Aber falls nicht, dann lasst uns heute schon konkret Anfangen die Ungerechtigkeiten zu bekämpfen. Lasst uns als NachbarInnen unsere Nebenkostenabrechnungen miteinander vergleichen. Lasst uns gegenüber Vermietern gemeinsame Forderungen aufstellen. Lasst uns einer AfD in Kalk gemeinsam die Stirn bieten.
Egal wo, ob in der Schule, in der Uni, im Viertel, oder Betrieb. Überall, wo wir Menschen wie dich und mich sehen, wissen wir, dass wir mit den Probleme nicht alleine sind und im gleichen Boot sitzen.
Wir sagen organisiere dich und kämpfe für deine Interessen, denn je schlechter wir organisiert sind und je seltener wir dem Chef, dem Vermieter oder den Ämtern die Schranken weisen, desto öfter werden sie versuchen uns zu Überstunden zu zwingen, uns illegale Nebenkosten aufzudrücken und unsere Rechte beschneiden.