[Frankfurt] Gegen reaktionäres Gedankengut in unserer Nachbarschaft – gegen das Aufstellen der Statue Bismarcks!

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In der Ortsbeiratssitzung des Wahlbezirks 6 am 17.06. wurde beschlossen die Bismarckstatue in Frankfurt-Höchst wieder aufzustellen, die Ende 2024 von einer antikolonialen Gruppe umgestoßen wurde. In der Sitzung wurde dies gerechtfertigt mit „die stand dort schon immer“ bis hin zum positiven Bezug auf die Errungenschaften des preußischen Politikers.

Diese Errungenschaften sind allerdings mehr als nur umstritten. Otto von Bismarck wurde 1871 Reichskanzler und regierte das Deutsche Reich im Sinne der Kaisertreue und des sich formenden deutschen Kapitals. Dafür setzte er nach innen wie nach außen auf militärische Stärke, um die Arbeiter:innenklasse in ihren Versuchen der Organisierung niederzuschlagen und eroberte Gebiete auf dem afrikanischen Kontinent zur Kolonisierung.

Selbst die Einigung Deutschlands, welche immerzu als sein Werk angesehen wird, war daraus ausgerichtet die preußische Vormachtstellung in Europa zu sichern gegenüber ihren Konkurrenten in Frankreich, Großbritannien, Russland und Österreich.

Für uns ist klar, dass Bismarck nicht nur nicht zeitgemäß oder ungefragt wieder aufgestellt werden soll, sondern dass die Verbrechen Bismarcks ihn in eine Reihe mit anderen Kolonialherren und Feinden der Arbeiter:innenklasse stellt, welche in unserem öffentlichen Raum nichts zu suchen haben und erst recht keine Statue als Huldigung verdienen.

Keine Entscheidung ohne uns!

Neben den inhaltlichen Differenzen mit der Statue müssen wir auch hinterfragen, wer hier eigentlich darüber entscheidet wie dieser Platz auszusehen hat. Die Entscheidung des Ortsbeirates wird nicht nur über die Köpfe der Höchsterinnen und Höchster gefällt, sondern widerspricht auch den Empfehlungen des Magistrats und dessen Gremium zur Erinnerungskultur der Stadt Frankfurt. Wir Höchster:innen fordern eine breite Einbeziehung der Nachbarschaft, um die Gestaltung des Viertels nicht ein paar Vorstehern zu überlassen. Das Viertel gehört uns!

Faschistischer Hetze die Wurzeln ziehen

Die Geschichte lässt an Bismarcks Verbrechen keinen Zweifel. Auch wenn zu dem Zeitpunkt die Entwicklung des Faschismus noch in den Kinderschuhen steckte, so stellte es die besten Voraussetzungen dafür. Obrigkeitshörigkeit, Militarismus und die Eroberung von Ländereien im Interesse des deutschen Kapitals bieten bis heute Menschen Anknüpfungspunkte, um sich in ihrer Deutschtümelei an alte Zeiten zurückzusehnen. Hierbei werden die Verbrechen des Kaiserreichs verharmlost oder sogar gerechtfertigt, um die Einigung des Deutschen Reichs als Einheit des deutschen Volks zu würdigen. Als Antifaschist:innen verurteilen wir die Entscheidung einer solchen Figur ein Podest zu bieten.

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