[Berlin] Aktionen gegen Femizide und patriarchale Gewalt

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Vor zwei Jahren am 06.01.2023 wurde in der Paul-Zobel-Straße in Lichtenberg Diana durch ihren Nachbarn ermordet. Erst kürzlich am 04.12.2024 wurde eine Frau in der Bernhard-Bästlein-Straße ermordet. Schon mehrere Male haben wir zu diesem Femizid Gedenkaktionen organisiert. Dabei war uns immer wichtig zu betonen: Gewalt an Frauen hat System! Mitverantwortlich für diesen Mord und für alle Femizide ist auch die patriarchale Gesellschaft, deren Institutionen Frauen nicht effektiv schützen.

Auch in diesem Jahr haben wir anlässlich des Jahrestages von Dianas Ermordung Aktionen organisiert, um auf patriarchale Gewalt hinzuweisen und darüber zu sprechen, wie wir uns gemeinsam zur Wehr setzen und für echte Veränderung engagieren können. Wir haben eine Gedenkkundgebung am Roederplatz und am Tatort des Femizids an Diana veranstaltet sowie unseren monatlichen solidarischen Stammtisch diesem Thema gewidmet.

Mindestens 30 Femizide gab es im Jahr 2024 in Berlin – die Dunkelziffer liegt noch höher. Für jede in Berlin ermordete Frau in diesem Jahr haben wir am 06.01. ein Paar rote Schuhe auf den Roederplatz gestellt. Jedes Paar steht für eine Existenz, die aus dem Leben gerissen wurde. Wir wollen die Gewalt, die diese Frauen erfahren haben, sichtbar machen und unsere Trauer in Wut und Widerstand verwandeln! 

Unsere Kundgebung auf dem Lichtenberger Roederplatz hat direkt Aufmerksamkeit unter den Passant:innen erregt und es kam zu vielen Gesprächen über das Thema der patriarchalen Gewalt. Die verteilten roten Schuhe, eine Schweigeminute zu Beginn und das Vorlesen von Namen von ermordeten Frauen, die im letzten Jahr zum Opfer von Femiziden wurden, haben das Ausmaß von Gewalt an Frauen deutlich vor Augen geführt. Danach sind wir für ein Gedenken zum Wohnhaus gelaufen, in dem sich der Mord an Diana ereignet hat. Dort haben wir Blumen und Kerzen niedergelegt und eine Wandzeitung angebracht.

Am Tag nach der Gedenkkundgebung haben wir uns bei unserem solidarischen Stammtisch, unserem monatlichen offenen Treffen, den aktuellen Dokumentarfilm “Hass auf Frauen” zum Thema Femizide angeschaut. Darin wurde sehr eindrücklich dargestellt, wie der Staat Frauen nicht effektive schützt vor gewalttätigen Männern. Danach sprachen wir darüber, wie wir kollektiv und unabhängig von staatlichen Akteuren gegen patriarchale Gewalt vorgehen können.

Diese grausame Form der Gewalt gegen Frauen wurzelt im Patriarchat. Die Vorstellung, dass der Mann über der Frau steht, beeinflusst noch heute die Erziehung und Sozialisierung in der Gesellschaft. Jungen Frauen wird anerzogen, zurückhaltend zu sein, sich objektivieren zu lassen und Scham vor sich selbst zu haben. Männer wiederum sollen dominant sein und sind diejenigen, die Frauen besitzen können. So wird es ihnen zumindest beigebracht. Nicht selten führt das zu physischer, psychischer oder sexualisierter Gewalt. Oft werden Femizide zu tragischen Einzelfällen oder „Familiendramen“ verklärt. Oder aber das Motiv des Täters wird auf eine geistige Krankheit reduziert, wie im Falle von Dianas Mörder. Wir sagen jedoch: Jegliche Art von Gewalt an Frauen, wovon der Femizid nur der Gipfel ist, hat System und tritt nicht zufällig auf! Polizei, Justiz oder auch die bürgerliche Politik, wenn sie mal große Reden auf den Feminismus hält, können Frauen keinen echten Schutz bieten. Diese Institutionen dienen nämlich einer kapitalistischen Ordnung, die darauf angewiesen ist, Frauen in einer benachteiligten Stellung zu halten. Beim Sorgerechtsstreit, beim Jugendamt oder eben auch wenn sich Frauen gegen erfahrene Gewalt juristisch wehren wollen, erfahren sie, dass der Staat sie im Stich lässt. 

Diese Brutalität muss ein Ende finden, bis keine Frau mehr Opfer patriarchaler Gewalt wird. Dabei gedenken wir allen Frauen die ermordet wurden. Wer genug von dieser endlosen Gewalt hat, kann nicht auf Gerichte oder Gesetze warten, sondern muss im Hier und Jetzt aktiv werden, sich organisieren und den antipatriarchalen Kampf führen!

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