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Momentan befinden wir uns in der dritten Phase der Debitel-Kampagne, die letzten Samstag mit der Übergabe eines Briefes gestartet wurde.

Worum geht es in der Freiburger debitel-Kampagne?

Debitel wirbt mit einer „Günstig-Garantie“. Gibt es diese wirklich? Keineswegs! Denn debitel täuscht, um Kunden abzuzocken. Debitel bietet dir angeblich „Alles für dein mobiles Leben“. In Wirklichkeit sperrt es dir sofort den Anschluss, wenn du falsche Rechnungen nicht zahlst.

So war es auch bei unserem Mitstreiter. Er wollte zu einem günstigeren Vertrag wechseln. Stattdessen hat er gleich zwei Verträge bekommen und sollte doppelt so viel zahlen. Er beschwerte sich telefonisch, schriftlich und vor Ort im debitel-Shop. Er kündigte fristlos und zahlte nichts mehr.

Debitel ignorierte seine Kündigung, sperrte seinen Mobilfunk-Zugang und forderte seither herbeifantasierte Summen. Dann drohte die Firma auch noch mit Inkasso, Schufa und Anwälten. Und der berüchtigte Mobilfunkbetreiber erhöhte die Forderung immer weiter. So stieg die ursprünglich 35,00 € betragende Forderung auf sagenhafte 1.010,00€!

In der debitel-Kampagne geht es zunächst darum, unseren Mitstreiter vor der Schikane durch debitel zu bewahren. Die miesen Methoden dieser Mobilfunkfirma sollen ein Ende finden. Auch soll die Kampagne abschrecken. Betrügerische Konzerne sollen nicht beliebig ihre Kunden und Kundinnen ausbeuten und terrorisieren! Wenn sie es doch tun, müssen sie mit Ärger rechnen. Die Kampagne soll zeigen, dass es sich lohnt, Widerstand zu leisten. Es ist möglich und sinnvoll, sich gegen eine scheinbar unbesiegbare Konzernmacht gemeinsam zu wehren. Das Solidaritätsnetzwerk beabsichtigt, die Schikanierten, Verarmten, Ausgebeuteten und Unterdrücktern davon zu überzeugen, sich kämpferisch für einander einzusetzen.

Hintergrund ist unser Selbstverständnis und unser Verständnis der heutigen Gesellschaft. Gleich am Anfang in unserem Selbstverständnis steht: „Das Solidaritätsnetzwerk ist ein Zusammenschluss von ArbeiterInnen, Arbeitslosen, Frauen, MigrantInnen und Jugendlichen zur gemeinsamen Verteidigung und Durchsetzung unserer Interessen und Rechte.“

Vielleicht stellt sich euch die Frage, warum gerade diese Aufzählung?

Das wichtigste am Kapitalismus ist die Teilung der Gesellschaft in Klassen. Eine Minderheit, die großen Unternehmer kontrollieren die Produktion und den Handel, sie beuten fast den ganzen Rest der Gesellschaft aus. Der Großteil der Gesellschaft besteht aus Arbeiterinnen und Arbeitern, die für andere arbeiten müssen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Diese beiden Klassen haben entgegengesetzte Interessen und das Ziel des Solidaritätsnetzwerks ist es, dass wir die Interessen unserer Klasse durchsetzen – also erfolgreiche Klassenkämpfe führen.

Erste Phase der debitel-Kampagne

Die erste Phase der Kampagne gegen debitel hatte Mitte Dezember in Freiburg begonnen und endete gegen Weihnachten. Es wurden Briefe mit Forderungen in drei Freiburger Filialen von debitel übergeben. Im ersten Fall reagierte der debitel-Mann ziemlich aggressiv, weigerte sich, den Brief weiterzuleiten und drohte mit Hausverbot. In zweiten Fall waren die Mitarbeiter etwas verwirrt, aber nahmen den Brief an, um ihn weiterzuleiten. Es wurde eine einwöchige Frist gesetzt. „Das Solidaritätsnetzwerk Freiburg“, so erklärten wir in einem ersten Flyer, „fordert von Debitel die komplette Rücknahme der Forderung von 1.010,00 € und ein Ende der Schikane! Die Frist ist der 21.12.2017.“

Debitel reagierte nicht angemessen. Daher wurde öffentlichkeitswirksam protestiert. Vor einem debitel-Shop wurde ein Banner mit der Aufschrift „Wehrt euch gegen Abzocke! Mobilfunk-Anbieter betrügen ihre Kunden!“ und der Aufforderung „Debitel bekämpfen!“ auf uns aufmerksam gemacht. Wir konnten dadurch in kürzester Zeit etliche Gespräche mit interessierten Passanten führen und dutzende von Broschüren verteilen. Unbekannte haben offenbar in einer Nacht-und-Nebel-Aktion noch Protest-Plakate an mehreren debitel-Shops angebracht. Darüber haben wir uns natürlich gefreut.

Erfolg der ersten Phase

Schon nach kürzester Zeit kroch debitel mit einem faulen Kompromiss an. Plötzlich bot der Mobilfunkriese an, „nur“ 610,00 Euro aus unserem Mitstreiter herauszupressen. Wir gingen nicht darauf ein und leiteten die zweite Phase der Kampagne ein.

Zweite Phase der debitel-Kampagne

In der zweiten Phase gründeten sich weitere Solidaritätsnetzwerke in anderen Städten wie Köln, Cottbus, Berlin und Düsseldorf. In dieser Phase zwischen Weihnachten 2017 und Februar 2018 kam es in Freiburg, Köln und Berlin zu weiteren Protesten gegen den Konzern.

Wie auch in Freiburg wurde in Köln und Berlin der Forderungskatalog an die Verantwortlichen übergeben. In Berlin riefen die Schergen von debitel sogleich die Polizei. Zwei Polizeibeamte tauchten auf, konnten aber keine Straftatbestände feststellen und zogen in Ruhe ab. In Köln geriet einer der zwei anwesenden Mitarbeiter bei einer Protestaktion in Rage und rief offenbar nicht die Polizei, sondern Schläger aus seinem Freundeskreis. Das Solidaritätsnetz zog sich zurück. In beiden Fällen reagierten die Leute von debitel äußerst aggressiv auf unseren friedlichen und legitimen Protest. Aber wir ließen uns nicht einschüchtern und führten den Protest an anderer Stelle fort.

Während die verschiedenen Ortsgruppen andere Schwerpunkte und Kampagnen hatten, hat die Gruppe in Freiburg hunderte von Flyern und Zeitungen in mehreren Stadtteilen verteilt und gesteckt. Auch führten wir dutzende gute Gespräche mit den AnwohnerInnen des Arbeiterviertels Weingarten. Hieran werden wir in Zukunft anküpfen, denn die Unzufriedenheit ist hier groß!

Erfolge der zweiten Phase

In der zweiten Phase wuchs das Solidaritätsnetzwerk massiv an. Es gründeten sich neben Freiburg vier weitere Ortsgruppen. Während dieser Phase wuchs auch die Freiburger Solinetz-Ortsgruppe deutlich an. Außerdem hat das Solidaritätsnetzwerk die Erfahrung gemacht, wie die Konfrontation mit einem Konzern in unterschiedlichen Orten aussieht. Zugleich musste der debitel-Konzern realisieren, dass faule Kompromisse hier nicht zu erreichen sind. Debitel hat sogar über zwei Monate lang von unserem Mitstreiter abgelassen und die offene Schikane pausiert.

Die dritte Phase der debitel-Kampagne

Die ersten beiden Phasen des Protests gegen debitel brachten etliche Erfolge mit sich. Allerdings war debitel nicht dazu bereit, eine Stellungnahme anzufertigen mit dem Versprechen, unseren Mistreiter in Ruhe zu lassen. Am Samstag, den 07. April, wurde daher erneut ein Brief in einem debitel-Shop abgegeben. Debitel wurde darin aufgefordert, sich mit einer abschließenden Stellungnahme zu äußern und zu bestätigen, dass der Konzern unseren Mitstreiter künftig in Ruhe lässt. Wir erklärten: „Insbesondere die willkürlich aufgestellte Gesamtforderung von 1.010,00 Euro gegenüber unserem Mitstreiter wurde noch nicht ein für alle Mal verworfen. Solange es keine schriftliche Zusage seitens debitel gibt, dass er in Ruhe gelassen wird, kann es für uns keinen Frieden mit debitel geben.“

Der anwesende debitel-Vertreter reagierte nicht gerade friedlich. Als ein Teil des Solidaritätsnetzwerks im debitel-Shop in der Freiburger Innenstadt auftauchte, verfiel der Mann sofort in Raserei, wurde gegenüber einem unserer Mitstreiter körperlich und verletzte ohne Vorwarnung die Intimdistanz zu uns, wobei er einen Mitsteiter mehrfach anschrie und aufforderte, ihn zu schlagen: „Schlag doch, schlag doch zu jetzt!“ Das Ganze ereignete sich noch, bevor alle unsere Mitstreiter in den Shop eintreten konnten und kaum zwei Wörter sagten. Wir hätten genauso gut einfache Kunden sein können. Nachdem der Mann uns körperlich und verbal angegangen hatte und wir die Situation wieder unter Kontrolle gebracht hatten, haben wir den debitel-Shop geordnet verlassen. Zwar hat der rasende Mann unseren Brief erhalten, aber er wollte ihn nicht an die Zentrale von debitel weiterleitern. Sein Problem. Denn die Frist bis zum nächsten Protest läuft bereits.

Unsere Schlussfolgerungen

Wir haben uns als Solidaritätsnetzwerk seit Mitte Dezember rasant entwickelt. Schon in der ersten Phase hat debitel unserem Mitstreiter einen Kompromiss angeboten, indem es von einer willkürlichen Forderung in Höhe von 1.010,00 Euro auf 610,00 Euro runter ging.

In der zweiten Phase zeigten wir: Wir wachsen. Unser Potenzial ist gewaltig. Unsere Kampagnen werden heranreifen. Wir können verschiedene Vertreter der Kapitalistenklasse in ganz verschiedenen Städten herausfordern. Wir werden unsere Interessen als ArbeiterInnenklasse nicht nur gegen debitel, sondern auch gegen andere Ausbeuter durchsetzen.

Die dritte Phase der debitel-Kampagne hat mit einer heftigen Konfrontation angefangen, wobei nur eine Hand voll von uns in aller Ruhe einen Brief übergeben wollten. Wie wird der Konzern erst reagieren, wenn vier oder fünf mal so viele Menschen vor seinem Laden hunderte von Flyern und Zeitungen verteilen? Im Grunde kann debitel eine Eskalation nicht gewinnen, denn wir protestieren friedlich und geordnet für ein legitimes Anliegen.

Debitel hingegen will seine verhassten Maschen und Machenschaften schön reden und reagiert äußerst aggressiv, sobald man auch nur Kontakt mit dem Konzern aufnimmt. So wollen die Kapitalisten uns einschüchtern und bestrafen.

Aber wir haben es geschafft, den Spieß umzudrehen. Nicht wir haben vor dem Konzern Angst. Der Konzern hat vor uns Angst! Und das ist gut so. So sollte es überall sein. Wir ermuntern und fördern daher den Aufbau weiterer Gruppen des Solidaritätsnetzwerks und weiterer Proteste gegen solche fiesen Kapitalistenvereine wie debitel.

Das Solidaritätsnetzwerk Freiburg
13.04.2018

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