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Am 24.4. soll Heidemarie, eine 76-jährige Cottbuser Renterin, zwangsgeräumt werden. Als Solidaritätsnetzwerk sind wir sehr spät mit ihr in Kontakt gekommen. Dennoch haben wir gemeinsam mit der Betroffenen beschlossen eine Protestaktion durchzuführen, um die Zwangsräumung zu verhindern und eine adäquate Ersatzwohnung durchzusetzen.

Dazu haben wir uns am 23.04. gemeinsam mit UnterstützerInnen getroffen und gemeinsam im zentralen Büro der Genossenschaft eG Wohnen unsere Forderungen übergeben:

  • Eine altersgerechte 2-Zimmer Wohnung mit mindestens 40 qm als Ersatzwohnung für Heidemarie, in der sie dauerhaft leben kann
  • sofortige Einstellung der Zwangsräumung bis zur Bereitstellung der Ersatzwohnung
  • Übernahme der Umzugskosten

Anschließend haben wir am Spremberger Turm, dem Eingang zur Cottbuser Einkaufspassage, eine Protestkundgebung abgehalten. Dort wurden Redebeiträge von Heidemarie selbst, einer ebenfalls von Räumung und Verlust der Wohnung betroffenen Mieterin aus Cottbus-Sachsendorf und Mitgliedern des Solidaritätsnetzwerks gehalten.

Insgesamt haben sich an unseren Aktionen etwa 20 Personen beteiligt. Dass in so kurzer Zeit (wir hatten weniger als 20 Stunden zuvor zur Aktion aufgerufen) soviele Menschen zusammengekommen sind, zeigt vor allem, dass Heidemarie bei weitem kein Einzelfall ist.

Nach der Aktion haben wir mit vielen anderen MieterInnen Kontakte ausgetauscht und vereinbart, uns noch diese Woche zu treffen, um zu planen wie wir weiter gegen den drohenden ersatzlosen Abriss von Wohnraum vorgehen und weitere Zwangsräumungen verhindern können.

Unseren Flyer findet ihr hier und die Forderungen, die wir an die eG Wohnen gestellt haben, hier.

Hier die Rede des Solidaritätsnetzwerks:

Herzlich willkommen!

Wir freuen uns sehr, dass es so viele hier her geschafft haben, um Solidarität mit Heidemarie zu zeigen, die morgen aus ihrer Wohnung „Am Stadtrand 15“ fliegen soll. Wir sind hier sozusagen über Nacht zusammen gekommen mit einigen Leuten mehr als erwartet, weil wir auch sehen: Heidemarie ist nicht alleine, sie ist nicht die einzige, die aus ihrer Wohnung geschmissen werden soll, weil Blöcke hier in Cottbus abgerissen werden. Gleichzeitig ist Heidemarie auch nicht die einzige, bei der es anscheinend keine adäquaten Ersatzwohnungen gibt.

Das wirft natürlich eine große Frage auf: Wie kann es sein, dass die Blöcke hier in Cottbus abgerissen werden? Wie kann es sein, dass wenn es angeblich so einen großen Überschuss an Wohnraum gibt, man hier keine Ersatzwohnung findet, die man von Seiten der eG Wohnen zur Verfügung stellen kann? Die Lausitzer Rundschau selber schreibt ja in diesen Tagen: Der Cottbuser Mietspiegel ist alt, der ist von 2011. In der Realität zahlt man in einer neugebauten Wohnung hier in Cottbus neun bis zehn Euro pro Quadratmeter. Ich glaube wir können uns alle vorstellen: Wenn die Politik hier ist, die alten Wohnungen abzureisen; und die einzigen Wohnungen, die neu gebaut werden, werden dann von für neun bis zehn Euro pro Quadratmeter vermietet, dann ist dieser Mietspiegel wirklich nicht das Papier wert, auf dem er geschrieben und gedruckt wird.

Heidemarie ist hier, weil sie diese Entwicklung nicht akzeptieren will; nicht für sich selber, auch nicht für die anderen Cottbuserinnen und Cottbuser. Wir als Solidaritätsnetzwerk haben gesagt: Das ist richtig so! Wir stellen uns hinter Heidemarie, wenn sie sich auf ihr lebenslanges Wohnrecht bei der eG Wohnen beruft. Wir stellen uns hinter Heidemarie, wenn sie verlangt, dass sie nicht einfach so ohne Ersatz auf die Straße gesetzt wird. Wir sind hier, um zu fordern, dass die Zwangsräumung morgen sofort gestoppt wird. Wir werden auch gleich nochmal in der letzten Minute beim Landgericht Widerspruch einlegen gegen diese Zwangsräumung. Wir verlangen, dass das Gericht dem stattgibt. Wir verlangen natürlich auch von der eG Wohnen, endlich nachdem Heidemarie ihre Wohnung bereits einmal verlassen musste, eine Ersatzwohnung, in der sie dauerhaft bleiben kann und nicht wieder nach fünf Jahren rausgeschmissen wird, weil auch dieser Block abgerissen wird, weil offensichtlich auch in diesem Block nicht genug Mieter leben, bei denen genug zu holen wäre, dass es den Profitabwägungen der eG Wohnen genügen würde.

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