0:00

Wir, das Solidaritätsnetzwerk-Cottbus, waren heute zusammen mit anderen linken Organisationen auf dem Cottbuser Kinder- und Friedensfest mit einem Stand vertreten. Der Tag war geprägt von vielen guten und interessanten Gesprächen mit jungen Eltern, ErzieherInnen und politisch Interessierten. Die Kinder und Eltern konnten sich bei uns Stoffbeutel gestalten und sich über unsere Arbeit informieren. Wir danken der jetzt auch in Cottbus neu gegründeten Organisation “Internationale Jugend” für ihre tatkräftige Unterstützung und freuen uns auf eine weitere solidarische Zusammenarbeit. Des Weiteren gab es von uns einen Redebeitrag zu den Themen Fluchtursachen und der Situation von Frauen und Kindern im Krieg:

Rede vom Solidaritätsnetzwerk für das Kinder- und Friedensfest

Wie beschissen und ausweglos muss die Situation in einem Land sein, wenn jemandem die Fahrt übers Mittelmeer in einem überfüllten Schlauchboot als bessere Alternative erscheint? Können wir uns vorstellen was es bedeutet, wenn das eigene geliebte Kind die Familie verlassen muss? Man sein Kind mit zerrissenem Herzen losschickt, damit es den riskanten und vielleicht sogar tödlichen Weg auf sich nimmt, um es in Sicherheit zu wissen? Oder sich allein als Frau mit dem Kind diesem grausamen aber einzigen Weg zu stellen?

Die meisten der geflüchteten Menschen stammen aus Afghanistan, Syrien und dem Irak, sowie afrikanischen Ländern wie dem Sudan und Eritrea. Länder in denen seit Jahren Kriege toben und die Existenz von Menschen zerstört wird und sie zur Flucht gezwungen werden. Denn niemand sucht sich aus ein Flüchtling zu sein!

Die Fluchtursachen liegen vor unserer Haustür. Ja, man könnte sogar sagen Deutschland treibt die Menschen in die Flucht. Nicht wir als Menschen, die hier leben, aber die deutsche Bundesregierung mit ihren Waffenexporten und ihren Kriegen z.B. in Afghanistan. Oder, deutsche Konzerne und viele andere auf der Welt, Menschen bis aufs Blut auspressen und Landstriche veröden lassen, wenn es ihnen höhere Gewinne verspricht.

Kinder, Jugendliche und Frauen sind besonders heftig von Krieg, den Fluchtbedingungen und den Folgen betroffen. Circa 40 % der Asylanträgen stellen Frauen. In Deutschland leben ca. 54.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.

Länder in denen Gewalt an Frauen als strategische Kriegswaffe genutzt wird zeigen, was es bedeutet als Frau und Mutter ein Leben in Krieg, Elend und Flucht zu führen. Angst ist ein ständiger Begleiter! Das Leben in Flüchtlingslagern als Alleinerziehende, ist geprägt von fehlendem Schutzraum, fehlenden sanitären Einrichtungen und fehlender medizinischer Versorgung für sich und die Kinder.

Frauen, die Opfer von Gewalt wurden, leiden unter psychischen Langzeitfolgen, Depressionen bis hin zu Selbstmordgedanken und sozialer Isolation. Selbst in Deutschland sind Frauen stark strukturell benachteiligt. Nur zu oft können sie wegen fehlender Kitaplätze keine Deutschkurse wahrnehmen und das obwohl sie häufig sogar bessere Ergebnisse als Männer erzielen.

Kinder die Krieg, Elend und Flucht erlebt haben, werden diese Erfahrungen ein Leben lang mittragen und sie belasten. Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die auf einem oft jahrelangen Fluchtweg erwachsen werden müssen, haben keinerlei Bezugspersonen und tragen eine Verantwortung für sich, die WIR uns wohl kaum vorstellen können.

All diese Faktoren stellen aber trotzdem nur einen kleinen Ausschnitt dar, was es bedeutet als Frau, Mutter und Minderjähriger eine Flucht und das Leben danach zu bewältigen.

Die Forderung Grenzen dicht zu machen und die grausamen Bilder auszuhalten, der Gebrauch von Schusswaffen auch gegenüber Frauen und Kindern, so wie es die AfD jenseits von Menschlichkeit tut, kann nicht unsere Lösung sein.

Was ist also notwendig, damit nicht mehr Millionen fliehen müssen? Was ist dafür notwendig, dass Menschen tatsächlich in ihre Heimat zurückkehren können? Und was können wir dafür tun?

Einen Teil der Antwort hier beim Kinder- und Friedensfest zu geben, fällt nicht schwer: Die Kriege müssen aufhören.

Aber damit ist es nicht getan: Die Wirtschaft der abhängigen Länder muss die Chance bekommen sich endlich unabhängig zu entwickeln. Das wird nicht durch Entwicklungshilfen, also noch mehr Kredite und noch mehr Schulden zu erreichen sein, sondern nur dadurch, dass sich die ausländische Konzerne unter anderem aus Deutschland aus diesen Ländern verziehen.

Treten wir auf die Geflüchteten zu, dann werden wir sehen, dass wir nicht nur vieles mit ihnen gemeinsam haben, sondern auch, dass das Land, in dem wir leben und deren Politik ein gutes Stück Verantwortung dafür trägt, dass sie nicht mehr in ihrem Land leben können.

Wir als Solidaritätsnetzwerk Cottbus machen uns stark dafür gemeinsam für unsere Interessen zu kämpfen. Denn nur, wenn wir uns zusammen schließen können wir etwas erreichen!

Wir können nicht nur ein friedliches Zusammenleben fordern, ohne auch unserer Verantwortung nachzukommen und die alleinige Pflicht bei geflüchteten Menschen zu sehen! Nur gemeinsam können wir dieses Leben erreichen! Wir dürfen uns nicht spalten lassen! Wir müssen uns und die Hände reichen, füreinander einstehen und Solidarität leben!

sharring is carring